Einsamkeit. Zwischen Isolation und bewusstem Rückzug
Symposium der Reihe Kultur der guten Nachbarschaft
22. Oktober 2025
Einsamkeit. Zwischen Isolation und bewusstem Rückzug
Einsamkeit ist eine sehr belastende menschliche Erfahrung, die jede und jeden treffen kann, unabhängig von Alter, Geschlecht oder sozialem Status. In Österreich ist jede beziehungsweise jeder Fünfte von Einsamkeit betroffen. Die Zahl der alleinlebenden Menschen ist in den letzten zwei Jahrzehnten um über 30 Prozent gestiegen. Die COVID-19-Pandemie hat das Gefühl der Einsamkeit verstärkt. Sie wird seither als die große Geißel der Gesellschaft im 21. Jahrhundert bezeichnet und als zunehmendes Problem für die öffentliche Gesundheit erkannt.
Menschen, die sich einsam fühlen, empfinden sich als ausgeschlossen, wertlos und nicht mehr zugehörig. Sie geraten in emotionale Isolation. Gerade die jüngere Generation klagt in den letzten Jahren verstärkt über Gefühle der Einsamkeit. Dagegen kann allerdings das Alleinsein als wichtige, wohltuende Zeit des persönlichen Rückzugs gesehen werden, die der Erholung, Reflexion und Regeneration dient.
Das Symposium „Einsamkeit. Zwischen Isolation und bewusstem Rückzug“ aus der Reihe „Kultur der guten Nachbarschaft“ macht am 22. Oktober 2025 im Landhaus St. Pölten (15 bis 20 Uhr, Ostarrichisaal, Landhausplatz 1) auf dieses brisante Thema der Gegenwart aufmerksam. Neben der Keynotes namhafter Experten und Expertinnen werden positive Impulse aus der Praxis zeigen, wie Einsamkeit bewältigbar und eine Kultur der guten Nachbarschaft hilfreich sein kann.
Einsamkeit ist die Empfindung des Ausgeschlossenseins, mangelnder Zugehörigkeit und emotionaler Isolation. Dieses Gefühl fehlender enger, emotionaler Bindungen sowie der Trennung von anderen kann schwerwiegende körperliche und psychische Folgen haben. Die neuen Technologien, die Sozialen Medien, sind oft Einsamkeits-Verstärker geworden, indem sie echte Verbindungen und Kontakte durch digitale ersetzen.
„Allein sein zu müssen ist das Schwerste, allein sein zu können das Schönste“, formuliert der deutsche Schriftsteller Hans Krailsheimer. Und fasst damit den Unterschied zwischen Einsamkeit und Alleinsein zusammen: Einsamkeit belastet, wenn soziale Interaktion oder ein Zugehörigkeitsgefühl fehlen. Menschen sind soziale Wesen und brauchen Kontakte, Freundschaften, soziale Eingebundenheit für unser Wohlbefinden Gute Nachbarschaft kann hier ein Segen sein.
Der Mensch braucht aber auch die „Allein-Zeit“, in der er sich von sozialen Abhängigkeiten löst. Manche sind von Natur aus introvertiert und benötigen das Alleinsein umso mehr, um zu gedeihen. Es ist nichts Falsches daran, lieber oder öfters allein zu sein. Und selbst eine extrovertierte Person, die lieber mit anderen zusammen ist, muss „Inseln“ haben, um mit sich selbst in Kontakt zu bleiben.
Friedrich Nietzsche misst der „selbst gewählten Einsamkeit“ eine besondere Bedeutung bei. So sei der Mensch als soziales Wesen grundlegend auf Beziehungen zu seinen Mitmenschen angewiesen Wer vor diesem Hintergrund der Vereinzelung standhält, geht mit einer Stärke daraus hervor, die anderweitig nicht zu erreichen ist. Die „selbstgenügsame Unabhängigkeit“ hat für Nietzsche die Bedingung „vollendeter Glückseligkeit“. Aristoteles wiederum betont, der Mensch bleibe als soziales Wesen stets auf Freundschaften angewiesen, um diese Glückseligkeit zu finden.
Gegen Einsamkeit und Isolation helfen verschiedene Strategien, die von der Stärkung sozialer Kontakte bis zur Selbstreflexion reichen. Eine sich anbietende Option liegt buchstäblich vor unserer Tür: Nachbarschaft. Könnte hier „das Ende so mancher Einsamkeit“ zu finden sein? Manfred Greisinger, Autor