3600 Jahre alter Appell an die gute Nachbarschaft
Wie weit reicht die „gute Nachbarschaft“ zurück? – Sie hat wohl eine lange spirituell- religiöse Dimension. Wird doch sogleich der Begriff „Nächstenliebe“ wachgerufen, ein zentrales Gebot der christlichen Ethik. Wer Gottes Liebe erfahren hat, „soll seinen Nächsten lieben wie sich selbst“. - So wird Jesus im Markus-Evangelium, Kapitel 12, 28b-34. zitiert; von Markus, Gefolgsmann der Apostel Petrus und Paulus, etwa 70 nach Christus niedergeschrieben, kurz nach der Zerstörung des Jerusalemer Tempels.

Der Apostel Paulus betonte schon in seinem Galaterbrief, für die Gemeinden in Galatien verfasst zwischen 49 und 58 n. Chr., im fünften Kapitel , Vers 14: „Denn das ganze Gesetz ist in einem Wort erfüllt: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!“ - Paulus warnt – im Sinne von Jesus – davor, unsere Freiheit in Christus zu vergeuden, indem wir uns selbstsüchtig verhalten, anstatt einander in Liebe zu dienen …
Jesus hatte jedoch unter Berufung auf „Levitikus 19“ geantwortet, und diese Schrift war damals bereits gut 500 Jahre älter, die Worte Mose – nochmals 1000 Jahre zuvor – wiedergebend. Man spricht sogar von der „Goldenen Regel in Levitikus 19–18“. Die schon damals, wortwörtlich, besagte: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Es ist Teil einer Passage, die die Israeliten anweist, einander nicht zu hassen, sich nicht zu rächen oder Groll gegeneinander zu hegen, sondern einander zu lieben.
Originalzitat im „Levitikus“, dem 3. Buch Mose, Kapitel 19, Verse 17 und 18: „Hege in deinem Herzen keinen Hass gegen irgendeinen anderen Menschen, sondern weise ihn zurecht, damit du nicht seinetwegen Schuld auf dich lädst. Übe keine Rache an einem Angehörigen und trage ihm nichts nach, sondern liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Traditionell wird das Buch Moses selbst zugeschrieben; Laut Ökumenischen Heiligenlexikon wurde Moses als Sklave 1651 v. Chr. geboren; das Todesjahr wird – Moses erlebte offenbar das stolze Alter von 120 Jahren - mit 1531 v. Chr. angegeben; Gelehrte meinen , Levitikus wurde wahrscheinlich im sechsten oder fünften Jahrhundert vor Christus - während der babylonischen Exilzeit - zusammengetragen und redigiert
Gut 3.600 Jahre im Minimum ist der Appell Mose also alt. Und, man darf es wohl so bezeichnen, Fundament einer „guten Nachbarschaft“, in der – welch großes Wort – Liebe gepflegt wird. Religiös betrachtet ist diese Liebe zum Nächsten ein Ausdruck der Liebe Gottes, die in uns durch den Heiligen Geist wirkt.
Übersetzt auf unseren profanen Alltag darf die „Nächstenliebe“ gesehen und gelebt werden in Mitgefühl, Verständnis und dem Wohlwollen für andere, für Nachbarn, die wir doch alle sind … Also: Liebe Deine Nachbarn wie Dich selbst. - Behandle sie so, wie Du gerne behandelt werden möchtest …
© Manfred Greisinger